Martin und Ines

Beschreibung / Vorwort:

Bauen mit der HausManufaktur - eine Erfahrung in 3 Akten

 

Das Projekt: individuell entworfenes Haus in Holzständerbauweise

Die Protagonisten (in order of appearance):

  • Bauherrin und Bauherr (=Autor)
  • Verkäufer
  • 1. Projektleiter
  • Bauantragsarchitekt
  • 2. Projektleiter
  • Geschäftsführer

  1. Akt: Vertriebsphase

 

Bekannte empfehlen uns einen Verkäufer der HausManufaktur. Sie selbst haben sich zwar gegen dieses Unternehmen entschieden, waren aber mit der Beratung sehr zufrieden. Ich rufe ihn an. Er wirbt mit der hervorragenden Handwerkskunst beim Innenausbau. Klingt super. Mal sehen, wie das in der Praxis aussieht.

10.08.2015: Nicht lange nach dem ersten Kontakt treffen wir uns mit dem Verkäufer am Grundstück. Wir sind mir mehreren Mitbewerbern im Gespräch, er ist der einzige, der sich mit uns am Grundstück trifft. Spricht für ihn.

16.08.2015: Wir treffen ihn erneut im Musterhaus der HausManufaktur in Bad Vilbel. Das Haus macht einen sehr wertigen Eindruck. Nächster Pluspunkt.

17.08.2015: Wir erhalten einen sehr gefälligen Grundriss und eine detaillierte Leistungsbeschreibung. Damit ist der Verkäufer schneller als seine Mitbewerber. Besonders gut gefällt uns die Granularität der Kostenstruktur. Andere bepreisen den Keller oder den Holzbau, die HausManufaktur geht eine Stufe tiefer und weist den Preis für die Wände, die Haustür etc. aus.

18.08.2015: Der Verkäufer schätzt den Strombedarf auf ca. 2.200 kWh pro Jahr für Heizung und Warmwasser. Steilvorlage für einen späteren Reality Check.

19.08.2015: Der Verkäufer gibt uns einen groben Zeitplan:

  • Ca. 2 Wochen: Vertragsbestätigung und Terminierung des Gespräches zur Erstellung des Bauantrages.
  • Ca. 2 Wochen: Erstellung Bauantrag
  • Baugenehmigung
  • Ca. 8 Wochen: Vorbereitung zum Bauen mit Werkplanung, Statik, Bestellungen, Fertigung.
  • Ca. 2 Wochen: Erstellung Kellergeschoss (Voraussetzung: der Abriss ist erfolgt und die Baugrube ist hergerichtet.
  • Ca. 2 Wochen Zeitpuffer
  • Ca. 1 Wochen: Aufrichtung Holzbau
  • Ca. 18 Wochen: Innenausbau bis zu Fertigstellung.

Klingt gut, schneller als zumindest ein Mitbewerber. Ebenfalls Futter für einen späteren Reality Check.

01.09.2015: Ein Gespräch des Verkäufers mit dem Bauamt zeigt Engagement, bringt aber keine neuen Erkenntnisse.

22.09.2015: Der Verkäufer schickt eine lange Referenzliste. Ein Gespräch mit einem vormaligen Kunden beseitigt letzte Zweifel. Auch dient sich der Verkäufer als Sparringspartner bei den Außenanlagen an. Ein Bodengutachten sei vermutlich nicht erforderlich, das würde sich klären, wenn wir das bestehende Gebäude abgerissen haben. Klingt beides super, kann man aber beides vergessen.

02.10.2015: Ich habe darauf bestanden, die Bemusterung Sanitär vor Vertragsabschluss vorzunehmen. Wir treffen uns mit dem Verkäufer bei dem Partnerunternehmen der HausManufaktur. Die Beratung ist gelinde gesagt wenig inspiriert. Wir wählen ein moderate Ausstattung. Als kurz darauf die Preisliste kommt, winken wir ab. Ein komplettes Haus mit Sanitär mit Preisen der unverbindlichen Preisempfehlung der Hersteller zzgl. Montagekosten ausstatten? Völlig absurd – wir nehmen Sanitär aus dem Vertrag raus und organisieren eine wesentlich bessere Ausstattung zum halben Preis-Leistungs-Verhältnis. Beim Parkett läuft es analog.

10.10.2015: Wir entscheiden uns für die HausManufaktur. Geradliniger Grundriss, großzügige Ausstattung, insbesondere Fensterfläche mit Holz-Alu-Fenstern und die empfundene Kompetenz und das Engagement des Verkäufers haben uns überzeugt.

20.10.2015: Die Fassade fängt an zu bröckeln. Innen ein Mamorino-Putz? So was kann die HausManufaktur nicht anbieten. Ein Außenputz mit 1 mm Körnung? Ebenso wenig, obwohl die HausManufaktur eine STO Fassade verbaut und STO 1 mm Körnung im Portfolio hat. Wie war das mit der hervorragenden Handwerkskunst?

22.10.2015: Auftragserteilung. Wir vereinbaren eine Klausel, dass wir bis zum Abschluss der Bemusterung Gewerke aus dem Innenausbau nach Belieben aus dem Leistungsumfang entfernen können. Und werden darüber sehr oft froh sein! Jetzt kommt erst mal die Vertragsprüfung – keine Ahnung, warum das nicht vorher geschieht. Außerdem vereinbaren wir, dass mit dem Vertrag auch eine Bürgschaft vorzulegen ist, für den Fall, dass die HausManufaktur Konkurs anmeldet.

Wir haben unterschrieben. Die Katze ist im Sack. Die Vertriebsphase endet hiermit – und damit ändert sich so manches…

  2. Akt: Bauantrag und Bemusterung

 

12.11.2015: Ich bitte den Verkäufer um Durchsprache des Projektplans, besonders im Hinblick darauf, dass der Abschluss der Vertragsprüfung überfällig ist und der Bauantrag bereits am 2. Dezember beim Bauamt sein muss, damit er in der nächsten Sitzung des zuständigen Ausschusses besprochen werden kann. Vor Vertragsunterschrift konnte ich mit blitzschnellen Reaktionen rechnen, jetzt ist Funkstille.

14.11.2015: Uns erreicht ein Schreiben der HausManufaktur, dass die Pläne wegen fehlendem Raum über der Eingangstür und den Fenstern in jedem Stockwerk kostenlos um 10 cm erhöht werden müssen. Ein Fehler, aber einer zu unseren Gunsten – wir mögen hohe Räume.

15.11.2015: Der Vertrag ist da, die Vertragsprüfung hat damit doppelt so lange gedauert wie angekündigt. Get used to it! Bürgschaft fehlt auch. Immerhin wird in dem Schreiben ein Projektleiter benannt. Ich scharre mit den Hufen, schließlich wollen wir nicht noch mehr Zeit verlieren. Ich schreibe ihm gleich mal eine E-Mail, damit wir schnellstmöglich ins Gespräch kommen.

16.11.2015: Der Projektleiter antwortet, dass er mich in der nächsten Woche mal anrufen möchte. Es ist Montag. Es dauert eine Woche, um mal miteinander zu telefonieren? Geht das nicht schneller?

17.11.2015: Ich telefoniere mit dem Verkäufer und vereinbare einen Termin mit ihm und dem Projektleiter für ein Erstgespräch für den 24.11.2015. Eine warten, um mal zu telefonieren. Ganz schön zäh.

24.11.2015: Der Verkäufer nimmt nicht an der Telefonkonferenz teil, wohlgemerkt ohne abgesagt zu haben. Auf seinem Handy erreiche ich ihn auch nicht. Nach einer Viertelstunde fordere ich den Projektleiter auf, einen neuen Terminvorschlag intern abzustimmen und beende den Termin.

25.11.2015: Der Projektleiter teilt mir mit, dass ein Gespräch erst wieder am 02.12.2015 möglich ist. Ob ich jetzt jedes Mal eine Woche warten muss, wenn ich mich mit dem Unternehmen unterhalten möchte, das für ein paar 100.000 € eine Dienstleistung für mich erbringen möchte?

01.12.2015: Die Arbeit mit Bauantragsarchitekt ist zügig vorangekommen. Ich reiche den Bauantrag beim Bauamt rechtzeitig ein, so dass er am 16.12.2015 durch den zuständigen Gemeindeausschuss beraten werden kann. Damit ist ein kleines Etappenziel erreicht!

02.12.2015: Das vereinbarte Erstgespräch steht endlich an. Eine halbe Stunde vorher meldet sich der Verkäufer, er habe andere Termine und könne nicht dazu kommen. Ich bin fassungslos. Wir machen den Termin ohne ihn und ich hake den Verkäufer endgültig ab. In der Termin erfahre ich auch, dass die HausManufaktur als „Projektleiter“ denjenigen bezeichnet, der die Bemusterung organisiert. Davor ist der Bauantragsarchitekt für den Bauantrag zuständig. Danach der Bauleiter für den Bau. Die Fäden laufen offenbar bei niemand zusammen, außer natürlich bei mir.

03.12.2015: Die Bürgschaft ist endlich da. Anzahlungen sind nicht Gegenstand der Bürgschaft. Eigentlich gefällt mir das überhaupt nicht – ich hatte schließlich auf der Bürgschaft mit Vertragsabschluss bestanden, weil ich nicht bereit war, meine Anzahlung ohne Absicherung zu tätigen – und hatte das auch ganz klar als Grund kommuniziert. Aber der Antrag ist eingereicht und ich bin zu zermürbt, um Gegenwehr zu leisten. Mehr noch irritiert mich erst mal, dass nur Leistungen bis zum 31.07.2016 abdeckt sein sollen. Wir rechnen mit einer Erteilung der Baugenehmigung Ende Februar und einem Abschluss der Leistungen der HausManufaktur Ende September. Wie passt das zusammen?

07.12.2015: Auf Nachfrage erfahren wir zu unserer Überraschung, dass die HausManufaktur mit einer Abnahme aller Arbeiten bis 31.07.2016 ausgeht. Na, dann sind wir ja gespannt, ob sie hält was sie verspricht.

10.12.2015: Die HausManufaktur benötigt bei jedem Bauvorhaben ein Baugrundgutachten. Das ist kein Beinbruch, klang aber Vertragsabschluss noch ganz anders…

12.12.2015: Wir sind zur Bemusterung der Innentreppen bei dem Partnerunternehmen der HausManufaktur. Wir fühlen uns gut aufgehoben und beschließen, die Innentreppen nicht rauszunehmen.

18.12.2015: Das Landsratsamt teilt uns mir, dass der Standsicherheitsnachweis im Bauantrag unvollständig ist. D. h. unser Antrag ist unvollständig, und erst wenn der vollständig ist, läuft die Frist von zwei Monaten, in denen der Antrag bearbeitet werden muss. Es fehlt die Nennung und Unterschrift des Tragwerksplaners. Ich verstehe das nicht. Wieso weiß das ein Architekt nicht, der nichts macht, als Bauanträge zu stellen?

22.12.2015: Der Projektleiter hat sich parallel mit mir ins Zeug gelegt, ich reiche das fehlende Dokument nach. Antrag ist vollständig. Sollte man meinen… Tatsächlich verschlampt das Landratsamt meine E-Mail und erklärt erst am 20.01.2016 die Unterlagen für vollständig. Der kleine Lapsus des Bauantragsarchitekten kostet uns somit 6 Wochen auf dem Weg zur Antragsgenehmigung.

15.01.2016: Bemusterung bei der HausManufaktur. Wir bekommen von jetzt auf nachher einen neuen Projektleiter, der die Ruhe weg hat. Ich drücke zwischen durch immer mal wieder auf Gaspedal, trotzdem sind wir erst gegen halb neun am Abend fertig. Mehr oder weniger fertig, wie wir bei der Sichtung des Protokolls feststellen werden. Das soll in ein bis zwei Wochen bei uns sein.

29.01.2016: Zwei Wochen sind um, das Bemusterungsprotokoll ist da. B+K-Türen können plötzlich nicht mehr angeboten werden, stattdessen gibt es eine Alternative von Hörmann, deren Produkte so ungefähr die Hälfte kosten. „Diese sind von der Qualität mit Brüchert & Kerner gleichzusetzen.“, behauptet unser Projektleiter ziemlich dreist. Soviel zur hervorragenden Handwerkskunst. Ich ziehe meine Innenausbauklausel und plane wunderschöne Türen von KTM ohne die HausManufaktur. Kosten mich nur 1/3 mehr als die HausManufaktur für die Türen von Hörmann haben wollte, obwohl so eine KTM-Tür eigentlich das Dreifache kostet. So macht Bauen Spaß!

31.01.2016: Ich habe einen 12-stündigen Review hinter mir. Das „Protokoll“ enthält eine Menge Dinge, die nie besprochen und stattdessen den Vertrag mitunter falsch wieder geben, unter anderem die Höhe der Stockwerke. Dinge, die wir besprochen haben sind auch in vielen Fällen falsch – beispielsweise hatten wir ein ganz anderes Schalterprogramm ausgesucht. Ich schicke meinem Projektleiter 42 Anmerkungen. So macht Bauen keinen Spaß!

06.02.2016: Keine E-Mail, keine Abwesenheitsnotiz, kein Anruf – nichts. Ich fasse per E-Mail nach und bitte um eine Stellungnahme am nächsten Werktag.

09.02.2016: Dienstagmittag, immer noch keine Reaktion. Ich bitte den Geschäftsführer um Rückruf.

10.02.2016: Mein Projektleiter meldet sich, er sei krank gewesen. Ich bin fast ein wenig beruhigt, dass der Grund nicht in völligem Ignorieren des Kunden zu suchen ist.

11.02.2016: Der Geschäftsführer verspricht, mich anzurufen. Auch hier werden wir sehen, ob er hält, was er verspricht.

12.02.2016: Der Projektleiter schickt mir eine E-Mail mit einem überarbeiteten Protokoll. Schreibt er. Leider gibt es keinen Anhang. Ich mache ihn darauf aufmerksam.

15.02.2016, Montag, 11:30 Uhr: Immer noch keine Reaktion. Wie kann man einen solchen Bock schießen und nicht direkt Montagfrüh den fehlenden Anhang nachliefern. Ich rufe den Projektleiter an. Er erklärt mir, dass er gerade einen kranken Kollegen vertritt. Und dass er noch ein paar Änderungen machen wollte. Die würde er mir spätestens bis 13:30 Uhr schicken. Ich verkneife mir die offensichtlichen Kommentare zur Priorisierung und hoffe auf 13:30 Uhr.

15.02.2016, 14:30 Uhr: Keine E-Mail. Ich rufe meinen Projektleiter an. Leider erreiche ich niemanden.

15.02.2016, 15:30 Uhr: Ich fasse per E-Mail nach.

15.02.2016, 16:30 Uhr: Mir reicht’s. Ich bitte den Geschäftsführer, mich wie versprochen anzurufen.

15.02.2016, 17:30 Uhr: Der Projektleiter schickt das überarbeitete Protokoll. Noch 22 Anmerkungen, die meisten sind Wochen alt. Ich schicke sie ihm noch am gleichen Abend.

23.02.2016: Keine Reaktion, weder vom Geschäftsführer, noch vom Projektleiter. Ich habe den Eindruck, dass der HausManufaktur meine Zufriedenheit nicht als wichtig erachtet. Ich sehe das anders und beginne mit diesem Blog.

26.02.2016: Der Bauantrag wurde genehmigt. Damit hängt es jetzt nur noch an der HausManufaktur.

11.03.2016: Wir lassen uns von einem anderen Kunden der HausManufaktur Rechtsanwältin Reibold-Rolinger empfehlen und beauftragen sie mit unserer Beratung.

14.03.2016: Weiterhin kein Update auf die Protokolle und keine Arbeitspläne. Wir setzen per Einschreiben eine Frist, diese bis zum 18.03.2016 bereitzustellen.

16.03.2016: Arbeitspläne sind da, allerdings mit 23 Mängeln.

21.03.2016: Immer noch kein Update auf die Protokolle. Wir gekündigen außerordentlich. Einschreiben ist raus.

15.04.2016: In den letzten Wochen war die HausManufaktur sehr bemüht, uns zu einer Rücknahme der Kündigung zu bewegen. Letztendlich ist dies heute an dem verlorengegangenen Vertrauen endgültig gescheitert.

06.06.2016: Immer noch kein sauberer Abschluss seitens der HausManufaktur. Wir setzen weiterhin auf die Unterstützung von Rechtsanwältin Reibold-Rolinger, die mittlerweile mehrere Geschädigte vertritt und entsprechend bestens mit dem Fall vertraut ist.

24.06.2016: DHM hat Eigenantrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt (Insolvenzgericht Neu-Ulm, Aktenzeichen IN 182/16)

 3. Akt: Bau

Es tut mir sehr leid, verehrtes Publikum, aber unser Hauptdarsteller ist ausgefallen und wir müssen die Vorstellung an dieser Stelle leider beenden.